199 - Abschied vom Kollegen
Vor über drei Jahren traf ich den Kollegen zum ersten Mal. Er war gerade dabei ein Team zusammenzustellen und ich sollte das vierte und letzte Mitglied werden. Zu diesem Zeitpunkt war für mich noch fast alles neu. Ich hatte gerade erst gelernt wie man programmiert, von allem anderen hatte ich keine Ahnung. Deswegen war mein Gedanke nach unserem ersten Gespräch auch nur, dass er hoffentlich jemand anderen für das Team finden möge. Hat er aber nicht. Ich hatte, wie auch immer, überzeugt.
Und somit begann das, worauf ich eigentlich so gar keine Lust hatte. Reisen, in Hotels übernachten, ständig woanders sein. Die erste Reise ging direkt nach England, London. Gemeinsam mit einem Kollegen, den ich nicht kannte und der ganz entspannt eine halbe Stunde vor Abflug am Flughafen eintrudelte. Ich bin kein entspannter Reisender, ich muss alles genau wissen. Unsicherheiten wie einen unbekannten Kollegen vielleicht irgendwo am Flughafen zu treffen ist so gar nicht mein Ding.
Der Start war also aus meiner Sicht holprig, alles andere war optimal. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ohne dieses Projekt und ohne diesen Kollegen heute noch in der Firma arbeiten würde. Ich habe unglaublich viel gelernt in dieser Zeit und auch unglaublich viel erlebt.
Vor gut einem Jahr wurde das Team verkleinert, von vier auf zwei Personen. Nur der Kollege und ich blieben übrig und schon da tat ich mir mit der Veränderung schwer. Auch die beiden anderen Kollegen waren mir ans Herz gewachsen. Wir hatten gemeinsam in unserem kleinen Lieblingshotel Fußball auf dem Zimmer geschaut, bei Wein und Salzstangen. Waren gemeinsam Segeln in Holland und Wandern in Italien. Haben gemeinsam viel zu viel getrunken und gut gekocht. Und natürlich haben wir sehr viele Stunden gemeinsam gearbeitet. Und zwar immer sehr gut miteinander gearbeitet.
Ab Montag halbiert sich das Team wieder. Ich bleibe als letzte übrig, räume noch auf und mache dann Mitte Oktober das Licht aus, bildlich gesprochen. Der Kollege, der mich damals ins Team geholt hat und mit dem ich so unglaublich viele kritische, stressige aber auch lustige Momente bei Kunden durchlebt habe, macht sich Montag auf den Weg rund um die Welt. Alle Dinge sind geregelt, alle offenen Punkte übergeben, es bleibt also nur noch sich zu verabschieden. Es ist traurig solch ein Abschied und er wird es im Oktober nochmal sein. Ich denke gerne an diese drei Jahre zurück, freue mich aber auch auf neues.
frau_baehr am 28. August 14
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