Dienstag, 21. Oktober 2014
253 - Ankündigung Abitreffen
Gestern kam eine Gesichtsbuch-Einladung für das Abitreffen und mich hat sofort eine Panikwelle überrollt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich hingehen möchte oder nicht. Dafür gibt es so einige Gründe.

Als erstes ist da mein Exfreund. Ich war eineinhalb Jahre mit ihm zusammen, er war mein erster Freund und ich dachte damals, dass es die Liebe meines Lebens ist. Dachte er anscheinend nicht, denn auf der Kursfahrt verliebte er sich in eine Klassenkameradin und trennte sich. Ich litt tierisch unter dieser Trennung und auch unter den Folgen. Gemeinsame Freunde wendeten sich ab und gute Freundinnen von mir fanden plötzlich die neue Freundin toll. So ging nicht nur meine erste Beziehung zu Bruch, sondern auch einige Freundschaften.

Und das ist auch schon Punkt zwei. Kurz vor dem Abitur begannen viele Leute in der Stufe mit anderen abzurechnen. Langjährige Freundschaften zerbrachen, Freunde wendeten sich voneinander ab. Ich bin ein sehr harmonischer Mensch und kann mit solchen Situationen nicht gut umgehen. Auch ich verlor in dieser Zeit Freunde, gewann aber auch eine neue Freundin dazu.

Und sie ist Punkt drei. Innerhalb von kürzester Zeit waren wir uns sehr vertraut. Ich hörte ihr bei ihren Problemen mit ihrem damaligen Freund zu und half ihr schlussendlich über die Trennung hinweg. Sie nahm mich mit zum Eishockey und zeigte mir diesen wundervollen Sport. Und sie war auch diejenige, die mir beim Zusammenkommen mit Herrn Baehr (das sich damals sehr kompliziert gestaltete) half und mich immer wieder drängte nicht aufzugeben. Dafür bin ich ihr heute noch sehr dankbar, würde ihr das auch gerne sagen, habe aber vollkommen den Kontakt zu ihr verloren. Nun weiß ich nur nicht warum. Ich kann schlecht einschätzen, ob ich etwas falsch gemacht habe und wenn ja was. Das ich mich oft anders verhalte als viele Menschen das erwarten und dass ich Schwierigkeiten habe Kontakte zu halten, weiß ich. Und ich bin ganz schlecht darin nach so langer Zeit auf jemanden zuzugehen und offen mit ihm zu sprechen.

Und das ist dann Punkt vier. Ich habe Probleme mit fremden Menschen. Im Berufsalltag geht das, da weiß ich nämlich genau was ich mit ihnen reden muss. Ich komme zum Kunden und weiß genau warum und habe mich darauf vorbereitet, das ist kein Problem. Den Small-Talk am Anfang kann ich kaum, da muss ich auf auswendig gelernte Sätze zurückgreifen und mich sehr anstrengen nichts falsches zu sagen. Die Situation bei so einem Abitreffen ist aber eine etwas andere. Ich weiß nicht genau wer noch mit mir sprechen möchte und was genau die Personen von mir erwarten. Ich lege mir jetzt schon Sätze zurecht, die ich sagen kann. Und genau das macht mich wahnsinnig.

Herr Baehr versuchte mich zu trösten, indem er mir erklärte, dass ich ja nicht hin müsse. Muss ich auch nicht, dann werde ich aber ewig das Gefühl haben etwas verpasst zu haben. Alleine hingehen werde ich aber definitiv nicht, ich gehe nur mit einer guten Freundin zusammen. Die einzige eigentlich, mit der ich noch Kontakt habe und die ich sehr gerne mag. Ich denke, ich werde das Problem mit ihr erörtern, auch wenn es Überwindung kostet mich ihr gegenüber so zu öffnen. Wir sind uns zwar sehr vertraut und reden sehr offen über alles, aber über meine Probleme im Umgang mit Menschen und all meine weiteren Einschränkungen, habe ich bisher noch nicht mit ihr gesprochen. Darüber spreche ich eigentlich nur mit Herrn Baehr. Das wird schwierig, aber vielleicht hilft es mir auch meine Probleme ein wenig in den Griff zu bekommen.