Dienstag, 16. Dezember 2014
309 - Erstaunliche Übereinstimmung
Das der Kinderwunsch bei mir und Herrn Baehr unterschiedlich stark ausgeprägt ist, ist sicherlich nicht erstaunlich. Ich bin eine Frau, bin also auch diejenige, die schwanger wird und das alles auch körperlich erlebt. Außerdem gehöre ich zu dem Typ Mensch, der alles bis ins kleinste Detail plant und durchdenkt. Ich habe mir also zu diesem Thema schon eine Menge an Gedanken gemacht.

Herr Baehr dagegen lässt das alles eher auf sich zukommen. Ich glaube, einerseits möchte er noch gar nicht so konkret nachdenken, weil er Angst hat, dass es doch doof werden könnte. Andererseits ist er aber auch nicht derjenige, der jeden Monat (bzw. alle vier Wochen) in sich reinlauscht und irgendwelche Zieperlein deutet. Das er aber ein Kind möchte, ist seit dem letzten Tantenbesuch klar, die Enttäuschung, mit der keiner von uns beiden gerechnet hatte, war plötzlich auch bei ihm da.

Da ich mich so ausführlich mit diesem Thema beschäftige und mich leicht in die Sache hineinsteigere (das kann ich auch besonders gut, ich hab ja sowieso im Moment nicht wirklich was anderes zu tun), habe ich mir ein Buch zu unerfülltem oder länger dauerndem Kinderwunsch ausgeliehen. Dort wurde beschrieben, dass sich der Wunsch nach einem eigenen Kind und einer Schwangerschaft irgendwann in den Wunsch nach einem Menschen wandelt, also z.B. ein Adoptivkind. Das Thema hat mich zum Nachdenken gebracht. Wünsche ich mir wirklich so sehr eine Schwangerschaft? Eigentlich nicht, ich habe eher Angst davor. Habe Angst, dass die Freude über ein Kind schnell wieder kaputt gemacht wird, weil es nicht so läuft wie es laufen sollte. Das muss nicht sein, kann aber und ist bei mir wahrscheinlicher als bei gesunden Frauen.

Ich habe mir also die Frage gestellt, was ich mir genau wünsche und bin zu dem Schluss gekommen, dass es eigentlich eher um den Menschen geht. Es geht eher darum, dass Herr Baehr und ich jeden Tag für einen kleinen Menschen da sein können. Einen kleinen Menschen, dem wir unsere Liebe schenken können, mit dem wir spielen und Spaß haben können. Einen kleinen Menschen, den wir erziehen dürfen und dem wir die Welt zeigen können. Ob dieser kleine Mensch nun neun Monate (ja ich weiß, es sind keine richtigen neun Monate) in mir drin war und dort gewachsen ist oder nicht, spielt keine so große Rolle. Und genau das teilte ich gestern Abend Herrn Baehr mit. Herr Baehr gab zu, dass es ihm genauso ginge. Ich bin erstaunt und freue mich, das wir beide so fühlen.

Ein Entschluss steht für mich auf jeden Fall fest. Sollte es auf natürlichem Wege nicht sein sollen, dann möchte ich nicht nachhelfen. Das würde ich kaum verkraften, körperlich, wie auch seelisch. Ich möchte dann alle Kraft in einen kleinen Menschen stecken, der uns brauchen könnte. Aber soweit ist es noch nicht, erstmal übe ich mich weiter in Geduld und schaue, was so passiert. Und vor allem versuche ich nicht jedes Zieperlein als irgendein Zeichen zu interpretieren. Leichter gesagt als getan, leider.