Donnerstag, 16. Juli 2015
521 - Margot
Ich lese zur Zeit nebenbei mal wieder das Tagebuch von Anne Frank, diesmal in der Gesamtausgabe. Beim lesen frage ich mich immer wieder, wie es wohl Annes Schwester Margot in den Jahren des Versteckt seins ergangen ist. Margot ist ein ruhiges, zurückhaltendes und sicherlich sehr braves Mädchen, eher eine junge Frau. Anne ist das genaue Gegenteil, laut, aufbrausend, einnehmend.

Margot erinnert mich an mich, ich war ähnlich. Und ich habe eine kleine Schwester, die ähnlich wie Anne ist. Ich war immer die Vernünftige, fast wie eine zweite Mutter. Außerdem kam meine Schwester sehr früh in die Pupertät und das gleich sehr heftig. Oft drehte sich alles nur um sie bzw. um das was sie mal wieder gesagt oder getan hatte. Ich fühlte mich oft nicht wahrgenommen, einsam, unwichtig.

Ich frage mich, ob es Margot ähnlich ergangen ist. Mit Sicherheit musste sie, wie auch Anne, recht schnell erwachsen werden. Das Leben im Hinterhaus war für alle Bewohner nicht einfach, ein solches Leben auf so engem Raum zehrt an den Nerven. Wie hat Margot sich gefühlt, hatte sie überhaupt jemandem mit dem sie reden konnte, dem sie sich anvertrauen konnte? Wir werden es nie erfahren, schade.