Montag, 14. November 2016
998 - Friedhof im Dunkeln
Friedhöfe im Dunklen sind gruselig heißt es ja immer wieder. Als Kind hatte ich da auch richtig Angst, aber da hatte ich eigentlich vor fast allem Angst. Das hat sich erst mit dem Erwachsenenalter gelegt, da habe ich entdeckt, wie schön gerade die großen alten Friedhöfe sein können. Stundenlang konnte ich in der Studienstadt mit der Kamera über den Friedhof spazieren und fotografieren. Und auch bei einem Projekt in Bonn habe ich es sehr genossen jeden Tag über den Friedhof zu gehen. Oft stehen da alte und sehr große Bäume, es ist ein Ort der Ruhe und es ist eine Oase in der Stadt.

Aber im Dunkeln ist das was ganz anderes. Da kommen die Toten aus ihren Gräbern raus, zumindest hat man sich damit als Kind Angst gemacht. Und ich hab ja schnell mal so Dinge geglaubt bzw. war leicht zu verunsichern. Meine Schwester ist da nicht anders, die hat vielleicht sogar noch etwas mehr Angst gehabt als ich. Und wenn zwei Angst haben, dann kann man sich ja wunderbar reinsteigern.

Richtig im Dunklen auf den Friedhof gegangen bin ich erst, als ich an Heiligabend zur Christmette in die Kirche gegangen bin, die in meiner Heimatstadt mitten auf dem Friedhof steht. Dort liegt auch meine beste Freundin begraben, also ein Grund mehr nach der Mette noch einmal mit der Kerze zu ihrem Grab zu gehen und in der Dunkelheit, Kälte und Stille innezuhalten.

Dort wo wir jetzt wohnen ist auch ein Friedhof am Ende der Straße. Wenn ich zum Bus gehe oder Abends heim komme kann ich entweder über den Friedhof gehen oder die Straße neben dran vorbei. Ich geh eigentlich immer die Straße runter, weil da Laternen sind. Heute bin ich aber mal über den Friedhof gegangen, da das Sammeltaxi mich direkt vorm Tor abgesetzt hatte. Und es war richtig schön. Auf vielen Gräbern standen Laternen oder Grablichter. Der Weg war nicht so dunkel wie befürchtet und es war ein Moment der Ruhe. Vielleicht sollte ich Abends immer dort hoch gehen.