063 - Es wird nicht besser
Gestern schon habe ich von meinen Eltern erfahren, dass meine Großmutter wieder im Krankenhaus ist und es ihr, laut meinem Onkel, nicht gut geht. Und grade vor einer Stunde hat meine Mutter mir berichtet, dass sie im sterben liegt. Es ist so unfair, ich wollte doch so gerne, dass sie noch ihre Urenkel erlebt.
Meine Oma ist eigentlich nicht meine Oma, sie ist meine Stiefoma. Da mein Stiefvater aber eigentlich wie mein Vater ist, ist meine Oma eben meine Oma. Sie hat nie einen unterschied zwischen mir, meiner Schwester, meinen Stiefgeschwistern und meinem Stiefcousin gemacht. Wir haben immer den gleichen Geldbetrag zu Weihnachten und Geburtstagen bekommen. Sie hat von Anfang an gesagt, dass sie die Oma ist, für uns. Sie hat uns als ihre Enkel angenommen. Sie war/ist meine einzige richtige Oma. Meine richtigen Großeltern hatten nie ein Interesse an uns Kindern.
Meine Oma war bis zu letzt sehr fit. Wir haben immer Witze gemacht, dass sie uns alle überlebt, dass sie ewig alt wird und noch ganz viel mitbekommen wird. Meine Oma war davon irgendwie auch überzeugt. Wenn man das Thema Alter und Krankheit angesprochen hat, hat sie immer gesagt, dass sie darauf keine Lust hat und einfach tot umfällt bzw. einschläft. Anscheinend macht sie das jetzt auch. Die Krankheit hat sie ziemlich plötzlich stark geschwächt. Sollten die Ärzte es irgendwie hinbekommen, dass sie weiter lebt, wird sie ein Pflegefall. Ich wünsche meiner Oma das nicht, das wollte sie nie. So traurig es für mich ist, für sie ist es besser, wenn sie schnell sterben kann und nicht lange leiden muss.
Grade habe ich noch Herrn Baehr angerufen, um ihm zu berichten wie der aktuelle Stand ist. Der hatte plötzlich eine ganz belegte Stimme und fing an zu weinen. Er musste an den Tag des Todes seiner Oma denken, die ihm und seinen Geschwistern viel bedeutet hat. Sie ist damals nach langer Krankheit (Demenz) endlich gestorben. Für die Angehörigen traurig, für sie eine Erlösung. Und Herr Baehr weiß wie viel mir meine Oma bedeutet. Gestern, als wir erfahren hatten, dass es ihr schlechter geht und sie vielleicht bald viel Hilfe braucht, hat er schon Pläne gemacht, wann wir zu ihr fahren können. Wegen solcher Gedanken liebe ich Herrn Baehr.
frau_baehr am 14. April 14
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