082 - Patenkinder
Ich habe zwei Patenkinder. Ein Junge und ein Mädchen. Der Junge ist mein Cousin, er kam mit fünf Jahren als Adoptivkind nach Deutschland. Für meine Tante und meinen Onkel ein absolutes Wunschkind und ich habe mich damals sehr gefreut, als sie mich fragten, ob ich nicht die Patenschaft übernehmen möchte. Das wollte ich natürlich sehr gerne und so hatte ich Patenkind Nummer eins.

Das Mädchen ist die Tochter eines mit mir seit Jahren sehr eng befreundeten Paares. Ich kenne sie seit sie auf der Welt ist, habe sie als Baby rumgetragen und geschaukelt und sie auf ihrem Lebensweg bis jetzt begleitet. Ich war nicht von Anfang an ihre Patin, erst als ihre Patentante starb, habe ich die Rolle sehr gerne übernommen. Genauso gerne wie die Eltern mag ich, und Herr Baehr übrigens genauso, die Kleine und ihre Geschwister. Ich freue mich, wenn sie uns besucht und wir einen gemeinsamen Tag verbringen.

Heute was das erste Mal, dass meine beiden Patenkinder aufeinandergetroffen sind. Und da ist mir aufgefallen, wie unterschiedlich sie sind und wie unterschiedlich doch meine Beziehung zu ihnen ist. Wie schon beschrieben, das Mädchen habe ich in mein Herz geschlossen. Den Jungen eher nicht und das tut mir sehr Leid. Es ist nur einfach so schwierig ihn zu mögen. Er wird, in meinen Augen, von seinen Eltern total verzogen. Daraus hat sich in den Jahren eine absolute Scheiß-Egal-Haltung entwickelt (und er ist noch nicht in der Pubertät). Wenn man ihm ein Geschenk mitbringt, bedankt er sich zwar, zeigt aber keine Freude, selbst wenn es etwas ist, dass er sich gewünscht hat. Unterhalten kann ich mich mit ihm auch überhaupt nicht, ist ihm wohl auch irgendwie zu blöd. Mit dem Mädchen dagegen kann ich mich ewig unterhalten. Ich weiß von ihr auch einfach viel mehr, ich kenne ihre Freundinnen, ich weiß was sie in ihrere Freizeit macht, ich weiß wie sie in der Schule ist, bei was sie Hilfe braucht, vor was sie Angst hat. Bei dem Jungen weiß ich das kaum.

Es ist schade, denn ich wollte eigentlich immer eine richtige Patin sein. Eine, die für das Kind da ist und mit ihm schöne Dinge macht, denn das hat meine Patin kaum mit mir gemacht. Und jetzt gelingt es mir nur so halb. Und eigentlich zählt es nicht als Ausrede, dass der Junge einfach so gar nicht liebenswert ist.