112 - Wenn andere was versprechen
Viele Köche verderben den Brei, sagt man ja so schön. Der Brei ist in einem meiner Projekte ganz schön verdorben worden und ich darf ihn, bildlich gesprochen, essen. Irgendwann wurde vom Kunden ein Wunsch geäußert, dass eine super tolle neue Funktion eingeführt werden soll. Es wurden Vorschläge gemacht und hin und her überlegt und abgewägt, was wirklich sinnvoll und notwendig ist und was nur Spielerei. Darauf basierend wurde eine Schätzung abgegeben, wie lange die Implementierung dauern sollte. Basierend natürlich darauf, dass es die schlauste und allerschnellste Ressource umsetzt. Die schätzte für sich reinen Implementierungsaufwand gute zwei Wochen. Aber ganz ohne Tests und Schnörkel. Nun wurde wieder rumüberlegt, es wurden Leute krank, andere übernahmen, es wurden Teile gestrichen, wieder wer neues kam dazu und es wurden sich neue Funktionalitäten ausgedacht. Das einzige was geblieben sind, sind die zwei Wochen. Und die sind an mir hängen geblieben. Und wie man sich jetzt schon denken kann, ich bin nicht die schlauste und allerschnellste Ressource (ohne meine Fähigkeiten jetzt mindern zu wollen).

Ich habe von Anfang an gesagt, dass zwei Wochen für mich nicht machbar sind. Mir wurde eingeräumt, dass ich doch etwas länger brauchen darf, aber bitte nicht zu viel, denn am Freitag soll es fertig sein. Und somit sitze ich seit heute Morgen um sieben am Rechner. Immerhin habe ich schon über die Überstunden verhandeln können. Wenn ich die nicht aufschreiben darf, dann wird das ganze nichts bis Freitag. Ausnutzen lasse ich mich nicht!

So, und jetzt mach ich weiter, noch eine Dreiviertelstunde bis die maximale Grenze (zumindest meine) von 12 Stunden erreicht ist. Naja, seien wir großzügig, ich hab ja zwischendrin schnell was zu Essen reingeschoben, also könnte ich theoretisch noch länger machen. Will ich aber nicht!