207 - Der Zahnpastamerkspruch
Ich habe schmerzemfindliche Zähne, ganz schlimm. Deswegen hat mir die Mutter des Patenkinds, die Zahnarzthelferin ist, empfohlen die Zahnpasta mit dem schönen Merkspruch zu kaufen. Das wäre nämlich, wie sie erst kürzlich in einer Fortbildung gelernt hatte, mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen, dass sie wirklich einen positiven Effekt hat und besser ist als ander Zahnpasta.
Jetzt hat man da ja nicht nur eine Tube, sondern zwei. Eine für Morgens, eine für Abends, zwei Tuben, zwei Namen, zwei Farben. Man könnte annehmen, dass es nicht so schwer ist immer die richtige zu verwenden. Und eigentlich kann ich mir Dinge gut merken, Telefonnummern, Wegbeschreibungen, Erzählungen und so weiter. Aber jeden Abend und jeden Morgen muss ich mir den Merkspruch aufsagen, damit ich die richtige Zahnpasta benutze (und nein, ich bin nicht verrückt, ich mag es nur nicht gegen Regeln zu verstoßen und ja, für mich ist es eine Regel, dass die eine nur Morgens und die andere nur Abends zu benutzen ist).
Sie sind ja lustig. :) An die 'Regeln' von irgendwelchen Marketingexperten muss man sich aber nicht unbedingt halt - wirklich nicht!
Stiftung Warentest hat 2006 mal etwas zu den Zahnpastasorten geschrieben und mein Zahnarzt sagte auch, dass die orange Sorte sehr gut sei, man die blaue aber vergessen könne.
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Hier mal ein Auszug aus dem Test von damals: (die total geheimen Namen wurden gepunktet... wegen der Werbung und so.)
Auch billige Zahnpasta ist gut
Kurz und schmerzlos: Billige Zahnpasta schützt ebenso gut vor Karies wie teure. Die Stiftung Warentest hat 26 Zahnpasten untersucht. Alle enthalten schützendes Fluorid. Im Schnitt 1,36 Gramm pro Kilogramm Zahnpasta. Ob billig oder teuer spielt dabei keine Rolle. Bis auf eine Ausnahme schützen die Zahncremes gut oder sehr gut vor Karies. Nur bei A... fehlt die Kraft. Die blaue Tube aus dem Doppelpack („Morgens a..., abends e...“) bringt nur ausreichenden Schutz. A... enthält zu wenig Fluorid. Nur 0,97 Gramm Natriummonofluorphosphat pro Kilogramm Zahnpasta. Natriummonofluorphosphat ist weniger wirksam als Natriumfluorid oder Aminfluorid, wie es in anderen Zahnpasten verwendet wird.
e... gleicht aus
E..., die rote Schwester aus dem Zahnpasta-Pärchen, enthält solches Aminfluorid. 1,22 Gramm pro Kilogramm Zahnpasta. Kariesschutz: sehr gut. Ein gewisser Ausgleich also. Offen bleibt, warum sich die Kunden morgens mit dem nur ausreichenden a...-Schutz zufrieden geben sollen. Auch in puncto Wirkstoffe kann das teure Zahnpasta-Pärchen nicht extra punkten. A... enthält lediglich Wirkstoffe gegen Zahnfleischentzündung. E... schützt nur vor Karies. Einige Zahnpasten enthalten dagegen auch Wirkstoff gegen Paradontitis, Zahnstein und Mundgeruch. Ob das notwendig ist, muss der Anwender selbst entscheiden oder mit seinem Zahnarzt besprechen.
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Ach ja. Ich halte Sie keineswegs für verrückt, aber Menschen die extra darauf hinweisen nicht verrückt zu sein und dieses dann mit dem Einhalten von Zahnpastaregeln versuchen zu erklären? Ein bisschen verrückt ist das schon... aber angenehm verrückt!
Klar ist das nur Marketing und es wäre wahrscheinlich nicht schlimm, wenn ich Morgens die orangene und Abends die blaue benutze, oder eben einfach immer die Tube, die ich grade greife. Dann ist aber die eine vor der anderen leer und das mag ich auch nicht.
Und ja, ein bisschen verrückt muss man schon sein. Normal ist langweilig.