219 - Beurteilungen
In meiner Firma ist es so, dass wir jährlich beurteilt werden und anhand dieser Beurteilung ein Vergleich mit Kollegen auf demselben Level gezogen wird. Und als Ergebnis dieses Vergleichs wird festgelegt wer wie viel Gehalt bekommt und wer schneller befördert werden wird.

Ich hatte für das letzte Jahr eine sehr gute Beurteilung und hatte mit meinem Vorgesetzten und dem Chef darüber auch schon über die Möglichkeit einer Vorzeitigen Beförderung gesprochen. Mein Kollege, der Vorgesetzte, hat also auch dementsprechende Bemerkungen in die Beurteilung geschrieben. Außerdem ist er derjenige, der in einer ersten Vergleichsrunde für mich eintritt. In einer zweiten Vergleichsrunde ist dann ein Kollege, eine Art Mentor, für mich zuständig. Der kann aber an der Platzierung nur noch was ändern, wenn es um Beförderung oder nicht geht.

Heute hat mich mein Mentor angerufen und mir gesagt, dass ich mit einem nicht so guten Ergebnis aus diesem ganzen Beurteilungsprozess rausgegangen bin. Das hat mir überhaupt nicht geschmeckt und war irgendwie verletzend. Ich habe mir die letzten Jahre den Arsch aufgerissen, die Kunden beurteilen mich überdurchschnittlich gut, mein Kollege beurteilt mich überdurchschnittlich gut und ich komme mit einem schlechten Ergebnis raus. Das versteh ich nicht.

Also habe ich nach dem Gespräch im Zug gesessen und habe versucht nicht zu heulen. Das ist mir natürlich nicht ganz gelungen. Sehr peinlich, aber Frust muss manchmal raus.

Immerhin wird jetzt von dem Chef meines Vorgesetzten (das ist der Weltreisenkollege) nachgeforscht, warum ich so schlecht bin. Er ist mir dem Ergebnis nämlich sehr unzufrieden und ist der Meinung, dass das weder mein Können noch meine Arbeit beureilt. Da er jetzt im nächsten Projekt mein direkter Chef ist hat er mir versprochen, dass er sich persönlich dafür einsetzt, dass ich nicht wieder so schlecht beurteilt werde. Immerhin etwas.