354 - Meine Reise nach Auschwitz
Gestern Abend habe ich beim durchzappen noch das Ende der Dokumentation Ich fahre nach Auschwitz gesehen. Heute habe ich mir die ganze Dokumentation noch einmal in der ARD-Mediathek angesehen. Das was die Jugendlichen und jungen Erwachsenen dort erleben, lässt mich an meine Reise nach Auschwitz denken.

Vor 12 Jahren war ich mit einem Schülerprogramm der Stadt in Polen. Wir trafen Jugendliche in Breslau, verbrachten Tage in Kreisau und waren einen Tag in Krakau. Und wir besuchten auch Auschwitz. Ich bin noch heute dankbar, dass ich diese Reise machen durfte. Sie war sehr intensiv, nicht nur der Teil in Auschwitz, dieser aber besonders.

Ich kann mich gar nicht mehr genau an alles erinnern, mein übliches Problem, Erinnerungen verblassen. Die Dokumentation hat aber einige Bilder wieder sehr deutlich zurückgebracht. Leider hatten wir in Auschwitz selbst sehr wenig Zeit, waren später angekommen als geplant und blieben nur eine Nacht. So musste dann das gesamte Programm in wenige Stunden gequetscht werden. Zuerst der Besuch des Stammlagers, dann ein Gespräch mit einem Zeitzeugen, eine Nacht dazwischen und der Besuch in Birkenau. Viele Eindrücke und Emotionen in wenig Zeit gepresst. Wenig bis gar keine Zeit das alles zu verarbeiten.

Eine der schlimmsten Stellen waren für mich die riesigen Glasvitrinen in welchen die Habseligkeiten der Häftlinge ausgestellt wurden. Eine Vitrine enthält Koffer, sehr mittig der Koffer einer Frau mit meinem Vornamen. Eine andere Vitrine enthält Schuhe, haufenweise Schuhe in verschiedenen Größen. Und dann gibt es noch eine mit Haaren, ein riesiger Berg Haare. Noch heute erinnern mich zusammengefegte Haare zum Beispiel beim Frisör an diese Vitrine. Diese Haare sind das letzte, was von Menschen geblieben ist, die vergast und verbrannt wurden.

Auch der Besuch von Birkenau war schlimm. Besonders die Gaskammern. Die Führerin nahm damals keine Rücksicht darauf, ob wir alle dort mit rein wollten oder nicht. Es musste schnell gehen, der Busfahrer wartete auf uns, wir hatten noch weitere Ziele. Und so führte sie uns in einen Raum und sage schließlich: "Und genau hier wurden die Häftlinge vergast." Ich wäre in diesem Moment am liebsten rausgelaufen. Ich wollte nicht dort stehen. Warum, weiß ich nicht. Irgendwie hatte ich das Gefühl auf diesen armen Menschen zu stehen. Ich hätte mir in diesem Moment gewünscht diesen Ort mit Bedacht zu betreten, mit Zeit.

Einen Besuch in Auschwitz oder auch einem anderen Konzentrationslager kann ich jedem nur ans Herz legen. Es ist ein Teil unserer Geschichte und es ist so wichtig zu sehen, was damals dort passiert ist. Und sollte man die Möglichkeit haben mit einem Zeitzeugen sprechen zu können, sollte man diese nutzen, solange es noch Zeitzeugen gibt.




moony-world am 02.Feb 15  |  Permalink
Der erste Besuch nach 27 Jahren
Ich habe vor meinem Umzug in der Gegend des KZ Neuengamme in Hamburg gewohnt. Vielleicht so 15 Minuten Fahrtweg.
Obwohl dies auch häufig von den Schulen besucht wurde, musste ich erst aus Hamburg weg ziehen, um es zu besuchen. Aber vielleicht war dies auch besser so, denn in der Schulzeit hat mich das Thema auch überhaupt nicht berührt, weil alles so zack zack abgehandelt werden musste.

Ich habe mir nach dem Besuch ein paar Bücher (auch Erinnerungen) zum Thema besorgt und werde mich in diesem Jahr damit beschäftigen. So kann ich mir die Zeit einteilen und die Gefühle verarbeiten.