375 - Berührt
Herrn Baehr bringt so schnell nichts aus der Fassung. Ihm geht auch wenig nahe. Als ich ihn kennen gelernt habe, hat er über sich selbst gesagt, dass er sehr sensibel wäre. Das hat er aber wohl mit den Jahren abgelegt. Oft ist er eher unsensibel. Wann er das letzte Mal richtig geweint hat, weiß ich nicht. Er scheint auch nie das Bedürfnis zu haben zu weinen, ich finde weinen oft doch sehr befreiend.

Herr Baehr muss auch nicht am Ende von Büchern oder Filmen weinen. Ich habe zum Beispiel beim lesen des letzten Harry Potter Buchs Rotz und Wasser geheult, Herr Baehr fands nicht so traurig. Auch wenn es gut ausgeht muss ich oft weinen, er nicht. Oder wenn jemandem geholfen wird oder jemand etwas gutes tut, kommen mir die Tränen. Bei Herrn Baehr ist das eher selten, es muss schon sehr rührend sein oder um Kinder gehen, wenn er mal weint.

Gestern aber habe ich es geschafft ihn zu Tränen zu rühren und das war wirklich schön. Vor einiger Zeit habe ich eine Adresse in der Ukraine gezogen und der Dame eine Karte ausgesucht, die sie sich wünschte. Sie hatte in ihrem Profil geschrieben, wie schön doch die Ukraine ist, dass es dort gerade landschaftlich einiges zu sehen gäbe. Ich erinnerte mich an Fotos von Freunden, die vor einigen Jahren dort waren und schrieb ihr davon. Außerdem, und das schreibe ich immer auf Karten in die Ukraine, schrieb ich ihr, dass ich mir wünsche, dass in diesem Land bald Frieden einkehrt. Die Dame hat mir nach dem Erhalt der Karte für meine lieben Worte gedankt. Herr Baehr fand meine Worte anscheinend auch schön, vor allem, dass man mit so einer simplen Geste Menschen Freude bringen kann.