380 - Unsere Fische
Ich bin sehr tierlieb und baue zu Tieren sehr schnell eine persönliche Beziehung auf. Auch zu Spinnen, obwohl ich furchtbare Angst vor ihnen habe. Trotzdem rede ich mit ihnen, wenn sie irgendwo sitzen. Das nimmt auch die Angst.
Als wir vorletztes Jahr hier eingezogen sind stand schnell fest, dass mit dem Teich irgendetwas passieren muss. Er war, wie auch der Rest des Gartens, total zugewuchert und kaum noch mit Wasser gefüllt. Also fing Herr Baehr an nach jedem Regen das Wasser aus dem Regentank in den Teich zu leiten. Stehende Gewässer ziehen aber nun mal Mücken an, also mussten Fische her. Und so kamen wir an unsere fünf Orfen, die einzigen Fische, die im Spätsommer noch im Zoogeschäft zu haben waren. Vier orangene, eine blaue.
Im darauffolgenden Jahr, also letztes Frühjahr, machten wir den Teich neu, denn die Folie des alten Teichs war brüchig und nicht mehr zu reparieren. Die fünf Orfen wurden zwischenzeitlich in ein kleines Becken umgesetzt und durften dann in den großen und noch sehr kahlen Teich einziehen. Nach und nach kamen genügend Wasserpflanzen und Kiesel dazu. Und vier Goldfische, die mein Vater uns mitbrachte. Eigentlich waren es seine Fische, die vier hatten aber so viel Nachwuchs produziert, dass es für seinen kleinen Teich zu viel wurde. Hier bei uns fühlten sie sich gleich wohl, zerstörten fast alle Pflanzen und produzierten Nachwuchs. Herr Baehr mag die Goldfische nicht so gerne, eben weil sie alles kaputt machen und weil sie sich so rasend vermehren. Ich mag sie mittlerweile alle, vor allem auch weil sie alle unterschiedlich aussehen und sich auch unterschiedlich verhalten.
Dann im Herbst der Schock für mich, eine der orangenen Orfen war verschwunden. Wohin, wissen wir bis heute nicht. Ob sie von der Nachbarskatze aus dem Teich geholt wurde oder von einem Reiher oder dem Fuchs, alles ist möglich. Ich war traurig, Herr Baehr ermahnte mich nochmal mich nicht zu sehr an die Fische zu gewöhnen.
Über den Winter haben sich alle Fische in die einzige nicht zerstörte Pflanze zurückgezogen. Herr Baehr hat immer wieder die Oberfläche mit heißem Wasser geöffnet, damit sie auch genug Sauerstoff ins Wasser bekommen. Als es vor einigen Tagen etwas wärmer war, kamen der dickste Goldfisch und die Orfen raus. Einen Tag später auch, diesmal jedoch nur noch drei Orfen, die sich auch sofort versteckten, als ich kam. Genauso panisch hatten sie damals schon nach dem Verschwinden der ersten Orfe reagiert.
Seitdem sitzen sie in der Pflanz, alle zusammen. Hoffe ich zumindest. Ich weiß nicht wie viele Fische da drin sind, kann es nur erahnen. Zumindest die orangenen und der rote Goldfisch schimmern manchmal durch. Ob aber die blaue Orfe und mein Lieblingsgoldfisch, der bunte, noch da sind, weiß ich nicht. Und dieses Nicht-Wissen macht mich wahnsinnig. Am liebsten würde ich in den Teich steigen, die Pflanze rausholen und schauen wer noch alles da ist. Das wäre für die armen Fische aber eine totale Quälerei. So bin ich gezwungen zu warten, dass es wärmer wird und alle wieder rauskommen.
geht mir genauso. ich kann sogar zu unbelebten objekten eine beziehung aufbauen. fällt mir dann unheimlich schwer, sie wegzuwerfen, wenn ich sie einfach nicht mehr brauche. ;)
Wirklich? Wie toll, ich dachte immer ich bin die einzige, die so einen "Tick" hat. Sehr sympathisch :)