970 - Zu wenig Zeit
Manchmal frage ich mich, wie man neben einem Beruf überhaupt noch ein Leben haben kann. Ich bin gute zwölf Stunden von daheim weg, weniger geht nicht. Drei Stunden fahre ich, acht arbeite ich, eine verbringe ich mit Pausen und als Puffer. Ich verlasse jeden Morgen um sechs das Haus und komme Abends um halb sechs wieder heim, oder auch mal um sechs, je nach Verbindung. Ich habe eigentlich nichts mehr vom Tag. Ich sehe das Baehrenkind kurz, wir essen was, ich bringe sie ins Bett und dann gehe ich noch schnell unter die Dusche, räume die Küche auf und schon muss ich wieder schlafen, damit ich am nächsten Tag nicht völlig übermüdet bin.

Jetzt könnte man sagen, dass ich einfach zu viel Zeit mit fahren verbringe. Tue ich wahrscheinlich auch. Aber es geht nun mal nicht anders, von uns aus dauert es eben so lange. Umziehen kommt nicht in Frage, nicht wegen dem Job. Vor allem nicht wegen einem Job, der so wenig Freude bringt. Und seien wir mal ehrlich, würde ich weniger Fahrtzeit haben würde ich auch nicht so früh los gehen und dementsprechend später anfangen.

Aber wie machen es all die Menschen, die jeden Tag 8-10 Stunden arbeiten (ja eher 10-12, wenn man so glauben mag was erzählt wird)? Wie schaffen die es noch Sport zu machen, zu kochen, sich mit Freunden zu treffen und nebenbei noch Kinder großzuziehen. Wie wird man da nicht völlig verrückt?

Mir gefällt dieses Leben überhaupt nicht. Ich habe zur Zeit das Gefühl meine Zeit für Schwachsinn zu verschwenden. Es ist nicht erfüllend, was ich mache. Und vor allem hab ich absolut keine Lust mehr mich mit irgendwelchen Kollegen zu messen und zu wetteifern. Wir sind alle erwachsene Menschen, wir sollten das eigentlich nicht mehr nötig haben. Haben aber viele leider.

Es muss einen Ausweg geben. Es muss einen anderen Job geben oder gleich eine ganz andere Tätigkeit. Denn so verbringe ich sicherlich nicht den Rest meines Lebens.




sopravvivere am 19.Okt 16  |  Permalink
"Aber wie machen es all die Menschen, die jeden Tag 8-10 Stunden arbeiten (ja eher 10-12, wenn man so glauben mag was erzählt wird)? Wie schaffen die es noch Sport zu machen, zu kochen, sich mit Freunden zu treffen und nebenbei noch Kinder großzuziehen. Wie wird man da nicht völlig verrückt?"

Es ist eine ziemliche Herausforderung. Und wenn man nicht fixe Termine einplant, kommt alles - bis auf die Arbeit - zu kurz. Ich habe jedoch auch lange gebraucht um das zu begreifen. Bei einem Job, der nicht DIE Erfüllung schlecht weg ist, fäll das einfacher, weil man irgendwann froh ist, gehen zu können. Bei einem Job, der eigentlich Spass macht, ist es definitiv schwieriger, weil man noch grössere Ansprüche an sich selbst hat.

Aber grundsätzlich kommt alles etwas zu kurz. Vor allem der Schlaf und man selbst. Denn in der wenigen Zeit die bleibt, muss man andere verpflichtende Dinge erledigen (Rechnungen zahlen, Abholungen auf der Post, Einkaufen, Aufräumen, etc.) oder man möchte und muss die sozialen Verbindungen pflegen. Ergo muss man seine private rumsitzen lesen/TV/nichts-tun Zeit kürzen und den Schlaf sowieso.

Das Kindererziehen fällt bei mir zum Glück aus. Sonst müsste ich langsam aber sich über die Erfindung des Klonens nachdenken...

Daher mein Tipp: Organisieren Sie ihren Tag sehr genau und sorgen Sie bereits im Voraus für Termine die Ihnen wichtig sind und die sie so auch wahrnehmen.

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frau_baehr am 19.Okt 16  |  Permalink
Herr Baehr sagt immer, dass ich zu verplant bin und auch mal spontan sein soll. Ich plane aber so gerne alles durch und so mache ich es im Moment auch. Trotzdem kommt für meinen Geschmack mein Leben einfach zu kurz. Aber vielleicht ist das auch einfach so, weil ich jetzt nicht mehr nur für mich alleine bin, sondern ein Kind habe, dass eben auch Zeit in Anspruch nimmt und die ich ja gerne mit ihr verbringe.

Es ist ja auch nicht so, dass ich vorher noch nie arbeiten war. Da hab ich das ganze nur nicht so wahr genommen. Unter der Woche war ich irgendwo im Hotel, da hatte ich kein Sozialleben, das hatte sich alles aufs Wochenende konzentriert. Da war aber die Arbeit irgendwie erträglicher.

Ich glaub ich jammer im Moment einfach zu viel.