Baehrig

Ich hab den Babyblues und das Baby wird anstrengend. Er will gefühlt dauerhaft stillen, schläft nur, wenn ich laufe. Grade ist mir das echt zu viel, vielleicht bin ich auch zu anspruchsvoll oder hatte gehofft er bleibt so ruhig und unanstrengend. Und dann fang ich auch an zu grübeln, weil sich all die anderen Kinder aus dem Geburtsvorbereitungskurs ablegen lassen. Oder eben einfach auf den Müttern einschlafen. Gefühlt bin ich die einzige, die wie eine blöde den ganzen Tag auf und ab geht. Andererseits denke ich mir dann, dass mein Baby die Liebe und Nähe bekommt, die es wirklich braucht. Nur, brauchen das die anderen nicht? Haben die alle jetzt schon einen Schaden? Ich hadere so sehr mit mir. Und dann schau ich mir das Baehrenkind an, dieses selbstbewusste kleine Mädchen, dass genau weiß was es will und weiß, dass ich alles richtig gemacht habe.

Besonders Herrn Baehr passiert es immer wieder, dass er sagt, er hätte schon wieder vergessen, dass das kleine Baehrenkind da ist. Das liegt nicht daran, dass er ihn nicht mag, sondern daran, dass das kleine Baehrenkind unglaublich ruhig ist. Es ist so ein Unterschied und es fällt mir so leicht seine Bedürfnisse zu erfüllen. Ich erkenne zwar nicht alle sofort, aber das macht nichts. Kein Wutgebrüll, kein Wegschreien und kein ewiger Kampf um den Schlaf. Das einzige was dieses Baby braucht ist viel Liebe und Nähe, ein ganz normales Baby eben. So schön.

Es war immer und immer wieder ein Kampf mit dem Baehrenkind nach dem Kindergarten. Sie war müde und schlecht drauf und wir hatten oft einfach keine Ahnung wad mit ihr anzufangen. Mir ging es sogar so, dass ich Panik bor den Stunden mit ihr alleine bekommen habe, obwohl wir dann oft doch richtig schön miteinander gespielt haben. Vor ein paar Tagen dann, als die Schwiegereltern da waren, ist uns aufgefallen wie ausgeglichen das Baehrenkind ist, wenn jemand ganz für sie da ist und mit ihr spielt. Sie ist dann voll mit Zufriedenheit und Liebe aufgefüllt. Und genau das haben wir jetzt die Tage probiert. Ergebnis ist bisher super, das Kind ist glücklich und wir sind es auch.

Heute bin ich irgendwie mit der Gesamtsituation überfordert. Das Baehrenkind ist noch nicht ganz fit und findet dementsprechend alles furchtbar. Bei jeder Kleinigkeit fängt sie vor Frust oder Wut an zu weinen. Ich befürchte, dass das nicht der letzte Tag war, an dem das so ist und es einfach auch zu der Entwicklungsphase gehört, die sie gerade durchmacht. Dazu kommt, dass mich meine Gefühle überfordern und ich plötzlich Angst bekomme, dass ich nicht beide Kinder lieben kann. Ich kümmere mich aktuell viel um das kleine Baehrenkind, denn bei Herrn Baehr weint er nur. Das hat zur Folge, dass ich für das Baehrenkind wenig Zeit habe und sie oft nur in Extremsituationen wahrnehme. Und dann gleich anfange zu schimpfen, was total bescheiden ist. Ich weiß, dass sich bei mir grade die Hormone umstellen und ich weiß, dass diese tiefe Liebe zum Baehrenkind nie vergehen wird. Und trotzdem hab ich Angst, dass etwas zerbricht. Und das zerreißt und überfordert mich aktuell extrem.

Wie schon das Baehrenkind hat auch das kleine Baehrenkind von Geburt an sehr viele Haare. Das finden die meisten Menschen total süß und ea verleitet leider auch viele ihn anzufassen. Lustig finde ich aber, dass die meisten Männer fast schon einen Haarneid entwickeln und immer wieder betonen, dass sie ja auch gerne so volles Haar hätten. Frauen sagen sowas nicht. Liegt vielleicht auch daran, dass in der Regel nur Männer von lichtem Haar oder einer Glatze betroffen sind. Das kann dem kleinen Baehrenkind aber auch noch passieren. Herr Baehr wurde mit genau solch einer Frisur geboren und hat heute sehr lichtes Haar. Aber solange es jetzt da ist erfreuen wir uns daran und machen die Männerwelt neidisch.

Das Baehrenkind hat Fieber. Aber so richtig schlimm. Und vor zwei Tagen hatte sie eine Zecke. Jetzt machen wir uns natürlich Sorgen und sind verunsichert. Ich hoffe sehr, dass ihr ganz viel Schlaf gut hilft und es ihr Morgen besser geht.

Ich könnte ständig das kleine Baehrenkind fotografieren, wie es stillt. Oder wie es an der Brust eingeschlafen ist. Beim Baehrenkind hätte ich das noch nicht gemacht, da wusste ich aber auch noch nicht wie toll stillen ist. Und wie glücklich ein einschlafgestilltes Baby sein kann.

Das kleine Baehrenkind ist etwas gelblich. Sofort schwebt über mir das Damoklesschwert Gelbsucht. Ich hab echt Angst, dass er das bekommt und ich die nächsten Tage mit ihm in irgendeinem Krankenhaus verbringe. Da ist mein Glas dann gleich wieder halb leer. Herr Baehr ist zum Glück positiv und überzeugt, dass alles ok ist. Immerhin kommt seit heute auch richtige Milch und die hilft ja auch dagegen. Ich versuche es jetzt auch positiv zu sehen und fülle das Kind gut ab.

Jetzt haben wir tatsächlich zwei Kinder. Natürlich muss sich hier noch alles einspielen und das eine ist ein hilfloser Säugling. Trotzdem ist es eine total spannende Situation, die Herrn Baehr und mich emotional herausfordert. Herr Baehr hat unglaublich Angst, dass das Baehrenkind denkt es wird nicht mehr geliebt. Und gleichzeitig kommt er mit ihrer Neugier und der trampelhaftigkeit einer Zweijährigen nicht zurecht und meckert sie in einer Tour an. Ich glaub es ist für uns alle besonders. Besonders anstrengend aber auch besonders schön.

Heute gab es Chilli bei uns. Für das Baehrenkind hätte ich auch einfach eine Dose Kidneybohnen warm machen können.