Dienstag, 13. September 2016
936 - Immer wieder erklären müssen
Wir sind ziemlich exotisch, denn Herr Baehr geht ja länger als die üblichen zwei Monate in Elternzeit. Und das versteht der Rest der Welt nicht oder muss das extra kommentieren, dass es ja was besonderes ist. Schade, dass es so ist.

Einige finden es gut und loben uns für den Mut es so zu machen. Keine Ahnung, warum man da so viel Mut zu braucht. Ja, es wird für mich nicht ganz leicht sein das Baehrenkind nicht mehr den ganzen Tag um mich zu haben. Aber ob das nun nach acht Monaten oder einem Jahr passiert macht aus meiner Sicht keinen Unterschied. Und dass es mutig von Herrn Baehr ist länger weg zu bleiben finde ich immer unmöglich zu sagen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass ich länger aus dem Job wegbleiben kann, weil ich ja eine Frau bin. Da wird das so erwartet und keiner denkt daran, dass es auch meiner Karriere schaden könnte. Alle sind immer sehr erstaunt, wenn sie hören, dass tatsächlich ich diejenige bin, die Karrierechancen vertut, wenn sie länger daheim bleibt. Und ich bin auch diejenige, die Karriere machen möchte. Herr Baehr hat seinen festen Platz auf der Arbeit, keine Aufstiegsmöglichkeiten.

Es gibt sicher einige, die uns verurteilen, dass wir das machen. Das ich eine Rabenmutter bin, weil ich das Kind so früh alleine lasse. Keine Ahnung, warum immer vom alleine lassen gesprochen wird, wenn das Kind beim Vater ist, der sich genauso gut um sie kümmern kann wie ich. Denn was soll er nicht können, was nur ich kann? Stillen fällt mir da als einziges ein und das macht das Baehrenkind sowieso nur noch vorm einschlafen und nachts. Dafür isst sie viel zu gerne.

Sicherlich gibt es auch einige, die uns beneiden, weil wir es so machen und alle anderen den klassischen Weg gehen. Es ist so traurig, dass das nicht weiter gefördert wird. Deutschland wünscht sich mehr Familien, mehr Kinder. Dann muss es auch Kinder- und Familienfreundlicher werden. Und da müssen sich viele Arbeitgeber mal an die Nase packen und was tun.