2091 - Haben wir ein schwieriges Kind?
Allein diese Frage zu schreiben fällt mir schwer, klingt sie doch so negativ. Dabei möchte ich eigentlich nur einen Zustand beschreiben, etwas benennen, dass eben da ist. Und ja, es ist oft nicht schön.
Das Baehrenkind ist anstrengend. Ich glaube, sie kommt mit sich selbst kaum zurecht. Sie weint viel, schreit, haut, beißt, tritt. Es gibt keinen Tag ohne Drama, keinen Tag ohne schlimmes weinen, keinen Tag ohne schimpfen. Wenn ich darüber mit anderen spreche höre ich immer: "Ja, das ist bei uns auch manchmal so." Oder sie erzählen, dass vor x Wochen auch Mal so ein Vorfall war. Aber bei uns ist es täglich. Es ist egal was wir machen, egal wie viel Aufmerksamkeit sie bekommt, egal wie sehr wir für sie da sind. Sie will kuscheln, fängt dann aber sofort an einem weh zu tun. Sie sucht Nähe und bekommt es nicht hin.
Es liegt so viel im argen, gefühlt zumindest. Aber ich darf das nicht sagen. Es sind eben Kinder. Und es ist eben Mal anstrengend. Wir hätten das ja gewollt. Und vielleicht bin ich auch selbst dran schuld, weil ich so viel arbeite. Ich kämpfe sehr damit. Ich habe mittlerweile eine Grenze der Belastbarkeit erreicht. Ich bin körperlich ein Wrack, aber auch das mag keiner sehen. Herzaussetzer sind nicht schlimm, weil es noch nicht so viele sind. Rückenschmerzen, ja dann soll ich eben Sport machen (wann bitte?) Und überhaupt, mit so ein bisschen Schmerz könne ich doch gut leben. Von der unglaublichen Müdigkeit will ich schon gar nicht mehr sprechen. Ich bin traurig, ausgelaugt, verzweifelt. Ich kann einfach nicht mehr und weiß aber auch, dass aufgeben keine Option ist. Ich muss weitermachen, für die Kinder, für Herrn Baehr.
Darf ich etwas dazu schreiben?
Meine Worte sind in keinster Weise als Kritik gemeint. Ich werde meinen Eindruck wiedergeben den ich als Leserin, die hier gelegentlich "vorbeikommt", bekommen habe.
Nun haben Sie nach unserer Meinung gefragt. Ich hoffe, dass mein Blick einer Außenstehenden Ihnen etwas weiterhilft.
In diesem Blog lese ich oft von Erschöpfung. (Diese erwähnen Sie auch in diesem Beitrag.)
Bei den Beiträgen, in denen Sie Ihren Mann erwähnen, habe ich ein, zwei Mal gedacht: "Es fehlt an Achtung, an Wertschätzung, ihr gegenüber."
Kann es sein, dass ein Teil Ihrer Symptome psychosomatisch sind?
Mein erster Beruf ist der der Erzieherin. Ich habe schon viele Kinder kennengelernt. Sie sind Seismografen der Stimmung um sie herum.
Das Verhalten Ihres Mädchens fühlt sich für mich so an, als gäbe es bei Ihr einen inneren Stress, eine Zerrissenheit.
An Ihrer Stelle würde ich versuchen, die eigene Situation so ehrlich wie möglich anzusehen und zu überlegen, welche Schritte hin zu einer Ver-änderung Sie gehen können.
Wenn Sie befreiter sind von Ihrer (von mir empfundenen) Last können Sie schauen, ob ihr Mädchen eigene Hilfe braucht.
P.S. Ich komme mir gerade so vor, als hätte ich Ihre Privatsphäre beschä-digt.
Sie hatten gefragt und ich wollte Ihnen die Chance geben, meinen Eindruck lesen zu können.