Mittwoch, 23. September 2015
590 - Das schönste, was dir passieren kann
Ich war immer davon ausgegangen, dass ich ab dem Moment des positiven Schwangerschaftstests überglücklich sein würde. Das war es, worein ich, nicht nur im letzten Jahr, meine Kraft gesteckt hatte. Ich hatte ein Jahr gelitten, weil es nicht geklappt hatte. Hatte schon gedacht, dass ich nie Kinder haben werde und für immer unglücklich sein werde.

Jetzt freue ich mich aber nicht jeden Tag und bin auch nicht dauerhaft überglücklich. Und ich finde es sehr schwierig, wenn mir jemand sagt, ich solle weiterhin meine Schwangerschaft genießen. Ja, ich finde es schön, dass wir das Baehrenkind haben, aber mal ganz ehrlich, ich hätte es gerne schon in echt bei mir. Eine Schwangerschaft ist so beschwerlich, es ist dieses alles oder nichts, dass mir, grade am Anfang, so zu schaffen macht. Die Blutung und die drei Wochen Auszeit haben mir nicht gut getan. Noch heute gehe ich Nachts ungern auf die Toilette, immer mit der Angst wieder alles voll Blut zu haben.

Irgendwie erinnert mich das an meine erste Periode. Ich fand es den puren Horror, meine Mutter hat versucht es für mich so angenehm wie möglich zu gestalten. Von anderen Klassenkameradinnen wurde ich beneidet, dass ich die Periode schon hatte. Meine Patentante schenkte mir ein Buch, dass sich nur darum drehte, wie toll die "Mondzeit" für eine Frau ist. Ich konnte es nie nachvollziehen. Für mich bedeutete es alle 28 Tage für mindestens eine Woche wie ein Schwein zu bluten, mich vor Schmerzen zu übergeben oder gleich in Ohnmacht zu fallen. Außerdem musste ich immer aufpassen, dass ich dunkle Kleidung trug in der man die Blutflecken nicht sah. An Unternehmungen war kaum zu denken, musste ich doch spätestens alle zwei Stunden eine Toilette aufsuchen. Nachts schlief ich auf Inkontinenzeinlagen. Das soll schön sein?

Irgendwie geht es mir mit der Schwangerschaft jetzt ähnlich. Ich habe keine Beschwerden, zum Glück. Ich fühl mich nur im Moment emotional zu kaum was in der Lage, möchte einfach nur, dass die Wochen vorbei gehen und endlich das neue Leben beginnt. Ich habe ein unheimlich schlechtes Gewissen, dass es so ist. Das Baehrenkind ist das Wunschkind schlechthin, es könnte nur einfach schon da sein.