2345 - Mein zweites Kind
Ich habe zwei Kinder und doch kommt es mir so oft vor, als hätte ich nur eins. Und eins, dass hier noch ist. Das irgendwer hier abgegeben hat und dem ich ab und an begegne. Das Baehrenkind ist so fordernd. Sie klebt förmlich an mir. Ich nehme mir so viel Zeit für sie, zu viel. Und das kleine Baehrenkind fällt hinten runter. Will ich mit ihm Mal was alleine machen bekommt sie einen hysterischen Anfall, weint und erklärt wie unfair das alles ist. Mich belastet das sehr. Ich will dass es beiden Kindern gut geht. Aber ich will auch für beide Kinder da sein.

Es ist ein absoluter Mist, dass es niemanden in ihrem Leben gibt, der sie auffangen kann. Mit Herrn Baehr klappt es nicht mehr. Er nimmt sich aber auch keine Zeit für sie. Wir haben es probiert. Er ist mit ihr zu ihrem Lieblingsspielplatz gefahren. Ende von Lied war, sie durfte ein bisschen spielen während er aufs Handy geschaut hat und dann musste sie ewig mit ihm rum laufen, damit er sein blödes Handyspiel spielen kann. Er hört sie nicht, wenn sie mit ihm redet, weil er aufs Handy starrt. Er sagt immer wieder nein, zu allem. Oft auch weil er lieber in Ruhe aufs Handy schauen will.

Es wäre so schön, wenn es jemanden gäbe, dem sie vertraut. Der bereit ist sich ihr anzunehmen. Aber da ist niemand. Den Großeltern ist sie zu anstrengend, die gehen lieber zu ihren anderen Enkeln. Und die Großeltern, die ich so mitbringe, interessieren sich mehr für sich als für uns und haben auch nie Zeit.

Also werde ich mich wohl weiterhin zerrissen fühlen. Und dem kleinen. Baehrenkind gegenüber ein schlechtes Gewissen haben.