684 - Herrn Baehrs Eltern
Als ich Herrn Baehr kennenlernte hatten seine Eltern gerade so eine Art Sturm und Drang-Phase. Es kam oft vor, dass wir Abends vor ihnen wieder daheim waren und auch Morgens vor ihnen aufgestanden sind. Das kannte ich so gar nicht, meine Eltern sind eigentlich nie richtig feiern gegangen. Herr Baehr und ich sind jetzt auch nicht so die Partymonster, wir mögen eher ruhige Abende mit Freunden. So musste ich mich an solche Eltern erst gewöhnen. Ich brauche beim Kennenlernen sowieso immer eine Weile, so war es auch bei Herrn Baehrs Eltern nicht anders.
Herr Baehr ist das stillste Kind in der Familie und ich bin nun auch nicht gerade sehr gesprächig oder laut und erzähle nur von mir, wenn ich merke, dass es interessiert. Der Rest der Familie erzählt einfach, da kann es passieren, dass drei oder vier Gespräche parallel laufen und keiner merkt, dass ihm niemand mehr zuhört. So bin ich in den ersten Jahren sicherlich ein bisschen untergegangen und habe mich auch zurückgehalten. Lange hatte ich das Gefühl, dass Herrn Baehrs Eltern mich irgendwie komisch finden und sowieso die Schwägerin viel besser finden als mich. Ich denke heute, dass es nicht so war, dass sie aber mit der Art der Schwägerin einfach besser zurecht gekommen sind.
In den letzten Jahren hat sich das Verhältnis immer mehr verbessert. Ich habe Herrn Baehrs Eltern sehr schätzen gelernt. Sie sind so schön unkompliziert, sie helfen, wenn wir Hilfe benötigen, drängen sich aber nie auf. Einzig das telefonieren könnten sie noch perfektionieren, denn sie rufen nie an, da sie nicht stören wollen. Da Herr Baehr auch nie anruft, weil er sowas immer vergisst, hören wir leider oft viel zu wenig voneinander.
Gestern war ich dann mit Herrn Baehrs Mutter "shoppen", wenn man es denn so nennen kann. Wir sind gemeinsam zu einem Laden gefahren, in dem die befreundete Trageberaterin arbeitet und Herrn Baehrs Mutter hat mich bei der Auswahl des Designs der Trage beraten. Außerdem hat sie dann für das Baehrenkind noch unbedingt was kaufen wollen und so hat es jetzt für den Familienurlaub Anfang Mai einen schönen Wollanzug und passende Schühchen bekommen. Anschließend habe ich noch eine ganze Weile mit Herrn Baehrs Eltern zusammen gesessen und geschwätzt. Das habe ich noch nie gemacht und es war wirklich mal sehr nett.
Ich freue mich so, dass die Unterschiede, die Herr Baehrs Familie und ich doch haben, uns nicht auseinander getrieben haben. Es ist toll so eine Schwiegerfamilie zu haben.
frau_baehr am 05. Januar 16
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