Dienstag, 28. Februar 2017
1103 - Rosablau
Als Kind hatte ich eine Puppe, die überall mit hin musste. Auch heute zählt sie zu einem meiner wertvollsten Besitztümer. Für mich hat sie eine Seele, Gefühle und Empfindlichkeiten. Totaler Quatsch irgendwie, aber trotzdem ist es so. Und so war für mich schon in der Schwangerschaft klar, dass das Baehrenkind auch eine Puppe bekommen wird. Da wir ja bis zur Geburt nicht wussten was es wird, kam dann oft die Frage: "Und was machst du wenn es ein Junge wird?" Dazu hochgezogene Augenbrauen und eine gerunzelte Stirn. Zuerst habe ich die Frage gar nicht verstanden, denn für mich war klar, dass das Baehrenkind eine Puppe bekommt, unabhängig vom Geschlecht. Erst die Reaktionen meiner Mitmenschen haben mir gezeigt, dass ich mit meiner Meinung alleine dastehe.

Als Kind mochte ich, abgesehen von der Puppe, vor allem Dinge, die für Jungs sind, Fußball, klettern, Lego, solche Sachen. Ich habe gerne mit Jungs gespielt und weniger mit Mädchen, Rollenspiele und Barbie waren nicht meine Welt. Meine Mutter hat das akzeptiert, auch wenn es ihr nicht unbedingt gefallen hat. Ich habe nie Kleider oder Röcke getragen, keine engen Oberteile und kein Make-up. Trotzdem hat sie kaum versucht mich zu beeinflussen. Und dafür bin ich ihr unendlich dankbar, denn ich durfte sein wie ich wollte. Jetzt hoffe ich, dass mir das beim Baehrenkind auch gelingt und dass ich nicht in die rosablaue Falle tappe.