Dienstag, 13. Oktober 2015
610 - Nur einmal im Leben
Jetzt wo es auf die Hochzeit zugeht, denke ich oft darüber nach, dass mir so viele Menschen sagen, dass ich das alles genießen soll, da ich ja nur einmal im Leben heirate. Dem kann ich nicht so ganz zustimmen. Natürlich glaube ich im Moment, dass ich mit Herrn Baehr den Rest meines Lebens verbringen möchte, deswegen heirate ich ihn auch. Wäre ich nicht davon überzeugt, würden wir das absolut falsche machen.

Ich bin ein Scheidungskind und leide darunter nicht. Ich habe kein Trauma davongetragen oder schleppe sonst irgendwelche Probleme mit mir herum. Natürlich ist bei uns auch nicht alles problemlos gelaufen und zwischen meinem Vater und meiner Mutter gab es Reibereien, alles in allem war diese Trennung aber eine absolute Bereicherung für mich und meine Schwester.

Meine Eltern trennten sich, als ich noch recht jung war. Wann genau kann ich gar nicht sagen, ich erinnere mich nicht. Ich bin auf jeden Fall schon zur Schule gegangen. Mit dem Auszug meines Vaters ist mein Stiefvater eingezogen. Für viele vielleicht auf den ersten Blick eine etwas merkwürdige Situation, jedoch kannten die beiden sich bereits. Als meine Eltern feststellten, dass es zwischen ihnen nicht mehr klappt, beschlossen sie sich zu trennen und mein Vater schlug meiner Mutter vor, sich mal mit meinem Stiefvater zu verabreden. Das war die beste Idee, die er hätte haben können.

Bald feiern meine Eltern, das sind meine Mutter und mein Stiefvater, Silberhochzeit. Es ist irgendwie verrückt, dass sie wirklich schon so lange verheiratet sind, aber es ist toll. Die beiden sind glücklich damit. Genauso mein Vater und meine Stiefmutter, die nur kurz nach meinen Eltern geheiratet haben. Meine Eltern, also mein Vater und meine Mutter, dachten bestimmt bei ihrer ersten Hochzeit auch, dass es etwas einmaliges ist. Die Zeit hat aber gezeigt, dass es das nicht war und das es für alle gut war. Mir hätte sicher nichts gefehlt, wäre es anders gekommen, weil ich es nicht gewusst hätte. Aus heutiger Sicht aber möchte ich mein Leben mit zwei Vätern, die mich beide lieben, nicht mehr missen.