Donnerstag, 15. Oktober 2015
612 - Herr Baehr und das Auto
Herr Baehr und ich haben ein Auto, völlig ausreichend, wie ich finde. Meist ist es so, dass Herr Baehr mit dem Auto fährt, wenn er wohin muss und ich mit den Öffentlichen fahre. Das bedeutet für mich in der Regel, sehr lange unterwegs zu sein. Herr Baehr braucht 40 Minuten mit den Öffentlichen zur Arbeit, ich brauche fast 2 Stunden, wenn ich in unser Büro muss. Genauso zum Flughafen oder Fernbahnhof.

Viele verstehen nicht, warum ich nicht mit dem Auto fahre. Der heutige Tag ist ein gutes Beispiel, warum ich das nicht tue. Denn heute ist das Auto hier geblieben und Herr Baehr ist mit Bus und Bahn zur Arbeit gefahren. Schon die ganze Woche war er schlecht darauf zu sprechen, musste aber gestern einsehen, dass es einfach anders nicht geht. Wegen der festen Abfahrtszeit des Busses hätte er heute früh früher aufstehen müssen, worauf er aber keine Lust hatte. Also hatte er kaum Zeit im Bad. Das verdirbt ihm die Laune, alleine schon der Gedanke an die Fahrt mit den Öffentlichen. Ich bekomme das alles ab, so auch heute Morgen. Wenn ich noch versuche nett zu ihm zu sein (habe ihm Kleingeld für den Bus zurechtgelegt, weil er gestern meinte nichts mehr zu haben), wird es noch schlimmer.

Ich bekomme ein bisschen Panik vor dem Moment, wo ich mit ihm besprechen muss, dass das Auto bei demjenigen bleibt, der das Baehrenkind betreut. Und das wird die ersten acht Monate für ihn bedeuten mit den Öffentlichen ins Büro zu fahren. Geld für ein zweites Auto haben wir nicht. Ich sehe es auch nicht ein, ein zweites Auto zu kaufen, wo die Anbindung hier doch recht gut ist, gerade zu Herrn Baehrs Büro. Ich befürchte nur, dass er darüber noch nicht nachgedacht hat und denkt, dass er dann auch weiterhin Auto fahren kann. Das würde für mich aber bedeuten auf den Bus und die Bahn angewiesen zu sein. Mit einem Säugling im Winter und bei Bussen, die tagsüber selten fahren, keine gute Idee. Und die Leute immer zu bitten zu mir zu kommen, finde ich auch nicht gut. Ob wir dafür eine Lösung finden, ohne dass Herr Baehr wochenlang schlechte Laune hat? Ich bezweifele es.