Samstag, 9. Juli 2016
870 - Was ein Schreibaby mit einem macht
Durch einen Link der Studienfreundin bin ich auf diesen Bericht einer Mutter über ihr Schreibaby gestoßen. Wenn ich das so lese, dann muss ich sagen, dass wir wirklich Glück hatten, dass es beim Baehrenkind stetig bergauf geht. Denn ich gehe bzw. ging nach vier Monaten Dauergeschrei auf dem Zahnfleisch.

Es ist mutig von der Mutter ihre Gefühle so offen aufzuschreiben, aber es ist auch so wichtig. Wie oft habe ich erlebt, dass meine Umwelt nicht verstehen konnte, warum ich so fertig bin. Es muss doch einen Grund für das Schreien geben, zumindest glaubten das die anderen Menschen um mich herum. Entweder hatten sie gute Tipps oder kannten wen bei dem es ähnlich war und wo es schlagartig mit x (hier beliebiges Hilfsmittel einsetzen) geendet hat oder sie erzählten mir, dass ihr Kind auch viel geweint hat. Doch wer kein Schreibaby hatte kann nicht nachvollziehen was es bedeutet und dass das Kind nicht nur weint, sondern schreit. Anhaltend und nicht stillbar. Und niemand, der sowas nicht selbst durchgemacht hat, kann nachvollziehen, was es mit einem selbst macht.

Es gibt so viel worin ich mich in dem Artikel wiedererkenne. Sanftes Aufwachen war auch beim Baehrenkind nicht vorgesehen. Ich erinnere mich, dass ich vor Glück geweint hab, als ich vor ca. vier Wochen wach wurde und ein zufrieden glucksendes Baby neben mir liegen fand. Das Baehrenkind hat auch nie geschmatzt oder am Fäustchen genuckelt um mir dezent mitzuteilen, dass sie Hunger hat. Sie hat gebrüllt. Und zwar genauso wie sie sonst auch gebrüllt hat.

Auch bei uns war Bauchweh zuerst die Ursache für ihre viele Schreierei. Meine Hebamme, die sehr engagiert war, erklärte uns, was mit der Verdauung eines so kleinen Wesens passiert, nachdem es auf die Welt kommt und Nahrung verarbeiten muss. Und in unserem Fall war das ja ein hin und her zwischen Pre und Muttermilch. Doch mittlerweile bin ich mir sehr sicher, Bauchweh hatte das Baehrenkind nicht. Denn Fliegergriff, Fencheltee, Bauchlage, Fahrrad fahren und Pupsmittelchen halfen alle nicht.

Auch beim Osteopathen waren wir. Der Wunderheiler, wenn man vielen anderen Menschen glauben schenken mag. Wie oft hört man, dass die Babys nach einem Besuch beim Osteopathen aufhören zu schreien. Unseres nicht, wir erlebten ähnliches wie in dem Artikel, nur dass wir nicht 150 Kilometer einfache Strecke fahren mussten.

Ich möchte hier gar nicht alles aufzählen, was wir genauso oder in ähnlicher Form erlebt haben. Mir ist es vor allem wichtig darauf aufmerksam zu machen, dass es für alle Beteiligten nicht einfach ist, für das Baby nicht, aber auch für die Mama und den Papa. Man zieht sich zurück, hat Angst vor jedem Besuch, egal ob man dort hin fährt oder jemand vorbei kommt. Denn mit einem Schreibaby kann es passieren, dass man sich nicht mehr unterhalten kann. Auch ich hatte Besuch, den ich einfach nur die ganze Zeit über das schreiende Baby versucht habe anzulächeln.

Die Zeit und das was passiert ist sitzt tief und hat Wunden hinterlassen. Noch immer bin ich unentspannt, wenn das Baehrenkind anfängt zu weinen. Ich habe Angst, dass es wieder rückwärts geht, dass sie wieder grundlos anfängt wie verrückt zu schreien, knallrot wird, die Hände zu Fäusten ballt und sich wie verrückt durchstreckt. Ich leide mit ihr, jede Träne ist fruchtbar, jede Träne macht Angst, dass vielleicht doch irgendwas mit ihr nicht in Ordnung ist, dass ich doch irgend etwas falsch mache.

Höre ich heute ein Baby schreien, nicht wimmern oder bloß normal weinen, nein richtig schreien, könnte ich in Tränen ausbrechen. Und wenn ich höre, wie schön die Wochenbettzeit ist, wie sehr man es genießen kann mit dem kleinen Wesen zu kuscheln, dann werde ich sehr traurig. Denn für uns war die Wochenbettzeit und die Wochen danach ein Ritt durch die Hölle.

Trotzdem, wir lieben das Baehrenkind. Es ist genau das richtige Kind für uns und ich würde sie nicht mehr eintauschen wollen. Sie hat einen tollen Charakter, den sie immer mehr zeigt. Und sie ist einfach das süßeste Baby auf dem Planeten.