606 - Geburtsvorbereitungskurs Teil 1
Ein bisschen Bammel hatte ich schon vor dem ersten Kurs. Ich wusste nicht, was mich dort erwartet und solche Situationen lösen bei mir ja leider eine leichte Panik aus. Auch die vielen Frauen, die dort sein würden, verunsicherten mich. Würde ich es überhaupt schaffen Anschluss zu finden oder, wie so oft, nur am Rand dabei stehen. Vorweg, viel gesprochen habe ich nicht. Mich mit einer der Frauen unterhalten habe ich mich auch nicht. Irgendwie war aber auch nicht so ganz der Rahmen dazu da, vielleicht beim nächsten Mal.

Nachdem wir angekommen und die ganzen Formularitäten erledigt hatten, ging es dann mit einer Vorstellungsrunde los. Jeder musste die Namen ihrer Vorgängerinnen nennen und dann den eigenen. Jeweils zum Namen musste man ein Ding benennen, welches man mag und das denselben Anfangsbuchstaben wie der Vorname hat. Das mag ich nicht so gerne, bin ich doch mit meinem Buchstaben etwas eingeschränkt. Sich all die Dinge und Namen zu merken war auch gar nicht so einfach, aber es half, dass wir alle etwas lockerer wurden. Keine von uns schaffte es die Runde fehlerfrei zu beenden, was aber gar nicht schlimm war.

In einer zweiten Runde stellten wir uns persönlich vor. Wir erzählten ein bisschen zu unserem Hintergrund (Alter, Beruf, Wohnort) und zu unseren Erwartungen. Außerdem konnte man sagen, wo man das Kind zur Welt bringen möchte, falls man das schon weiß. Mir ist wieder bewusst geworden, dass ich doch mit dem Gedanken einer ambulanten Geburt nicht nur spiele, sondern ihn gar nicht mal so schlecht finde. Bestärkt hat mich darin dann auch die Kurzvorstellung der Hebamme, die auf eine lange Berufserfahrung inklusive Hausgeburten zurückblickt. Eine Hausgeburt wäre jetzt nichts für mich, weil ich doch auf Sicherheit bedacht bin und gerade wegen meines Herzfehlers gerne einen Facharzt in der Nähe hätte. Trotzdem sehe ich keinen Grund nach der Geburt noch im Krankenhaus zu bleiben, daheim fühle ich mich einfach viel wohler. Viele meiner Bekannten erklären mir, dass im Krankenhaus zu jeder Zeit die Schwester kommt und mir helfen kann. Klar, das wird die Hebamme nicht leisten können, auch wenn sie nur am anderen Ende des Dorfes wohnt. Trotzdem übernimmt sie genau die Betreuung, die ich auch im Krankenhaus bekommen würde. Diesen Punkt muss ich auf jeden Fall nochmal mit Herrn Baehr besprechen, bedeutet es für ihn ja auch einiges mehr an Arbeit und Verantwortung.

In einer dritten Runde legte die Hebamme Bilder zum Muttersein aus und wir durften uns eines aussuchen, das für uns das Muttersein am Besten beschreibt. Das war gar nicht so leicht, auf vielen der Bilder herschte eine Distanz zwischen Mutter und Kind. Ich war auf der Suche nach einem Bild, das Geborgenheit und Nähe ausstrahlt und habe dann schlussendlich für mich das wahrscheinlich perfekte Bild gefunden. Eine Mutter, die ihr Kind auf dem Schoß hat, die beiden kuscheln und lesen gemeinsam ein Buch. Genau so stelle ich mir vertraute und enge Momente mit dem Baehrenkind vor. Außerdem erinnert mich das Bild an schöne Momente mit meiner Mutter. Und lesen spielt in meinem Leben sowieso eine sehr große Rolle.

Da wir noch genug Zeit hatten, machte die Hebamme mit uns noch Gymnastik. Ich hatte schon Bedenken, dass ich zu steif bin oder zu schlapp, weil ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitze. Das war aber so gar nicht der Fall, war die Gymnastik doch auch nicht besonders anstrengend. Aber es hat gut getan sich ein bisschen zu bewegen und zu lockern. Und auch mal wieder tief ein- und auszuatmen. Als Hausaufgabe haben wir drei der Übungen aufbekommen. Das ist sicherlich nicht verkehrt sie zu machen, helfen sie doch auch den Körper nach einem langen Tag zu lockern. Vor allem die Übung „Hängebauchschwein“ hat mir sehr zugesagt, da dort der untere Rücken entlastet wird. Ein Segen für meine geschundene Wirbelsäule.

Geschlossen wurde der erste Kursabend dann mit einer Entspannungsübung. Da habe ich mir, erwartungsgemäß, sehr schwer getan. Ich bin einfach nicht in der Lage locker zu lassen, einfach die Beine in den Boden sinken zu lassen. Da bin ich zu sehr Kopfmensch. Trotzdem habe ich versucht das Beste daraus zu machen und mich so weit wie möglich darauf einzulassen.

Ich bin schon sehr gespannt, was die nächsten Abende bereithalten, denke aber, dass mir dieser Kurs sehr gut tun wird.