620 - Geburtsvorbereitungskurs – Teil 3
Zu Beginn des Kurses stellte die Hebamme fest, dass wir ihr ruhigster Kurs sind. Wir reden kaum miteinander, sondern sitzen alle schweigend auf unseren Matten. Das hat aber, so mein Gefühl, weniger damit zu tun, dass wir uns nicht mögen, sondern viel mehr damit, dass alle einen Moment der Stille nutzen, um anzukommen und zur Ruhe zu kommen. Ich genieße das auch immer sehr nach einem anstrengenden Tag kurz dort zu sitzen und einfach nur auf die Kerze zu schauen. Dann bin ich auch eher bereit für das was kommt.

Begonnen haben wir auch diesmal wieder mit einer kurzen Runde und haben berichtet, wie es uns geht. Wir hatten alle nicht so einen tollen Tag, scheint am Wetter oder so zu liegen. Ich war auf jeden Fall froh, dass meine schlechte Laune und das miese Gefühl nicht nur vom Hochzeitsstress kam.

Im Anschluss an die erste kurze Runde haben wir wieder Gymnastik gemacht. Diesmal wieder mit ein paar neuen Übungen. Bisher hat mir die Gymnastik immer sehr gut getan, gestern jedoch hatte ich bei einigen Übungen Probleme. Liegt sicherlich daran, dass mein Rücken die letzten Tage sehr beansprucht wurde. Außerdem habe ich durch die Bandscheibenvorfälle mittlerweile Probleme die Beine lange zu heben. Aber da die Hebamme darüber Bescheid weiß war es kein Problem einfach kurz auszusetzen und bei der nächsten Übung wieder einzusteigen.

Als nächstes haben wir Atemübungen gemacht. Zum Glück nicht so, wie man gemeinhin immer sagt, mit lautem Gestöhne oder Gehechel. Viel mehr ging es darum tief in den Bauch ein und wieder auszuatmen, wobei das Ausatmen länger dauern sollte als das Einatmen. Wichtig hierbei ist auch, wie auch schon während der Gymnastik, durch die Nase einzuatmen und durch den geöffneten Mund wieder aus. Mir fällt es bei solchen Übungen immer noch schwer mich darauf zu konzentrieren und nicht an tausend andere Dinge zu denken. Genau das soll man aber nicht machen, ich werde das auf jeden Fall daheim üben.

Im heutigen Kurs ging es dann um die Zeit kurz vor der Geburt. Zuerst beschrieb die Hebamme, wie ein Blasensprung aussieht und sich anfühlt und wann er zu früh und wann er genau richtig ist. Obwohl es schwierig ist bei einer Geburt von genau dem richtigen Zeitpunkt zu sprechen. Sie versicherte uns auch, dass der Blasensprung nicht plötzlich irgendwo kommt, das hätte sie in den letzten Jahren nur bei zwei Frauen gehabt. Sollte die Fruchtblase vorzeitig platzen würde man das spüren und hätte meist noch Zeit zur Toilette zu gehen. Das beruhigt mich doch ein wenig. Bei vielen Frauen wäre es aber der Fall, dass die Fruchtblase erst während der Geburt platzt oder sogar dabei geöffnet werden muss.

Als nächstes sprachen wir über die Wehen. Nicht darüber wie schlimm sie sind, sondern woran wir sie erkennen können. Vor allem auch, dass es ca. vier Wochen vor der Geburt zu Senkwehen kommen kann. Da sollte man also nicht panisch werden. Genauso nicht, wenn dann die richtigen Wehen beginnen. Die Hebamme empfiehlt, nach den ersten Wehen erst einmal zu warten und zu schauen, ob sie wieder gehen oder intensiver werden. Außer natürlich es ist gleich ganz schlimm oder eine Blutung setzt ein, dann sollte man auf keinen Fall mehr warten, sondern einen Krankenwagen rufen und sich auch liegend transportieren lassen.

Mit den ersten Wehen abzuwarten, vielleicht noch baden zu gehen oder sich hinzusetzen und eine Tasse Tee zu trinken, finde ich einen guten Hinweis. Alleine wäre ich unsicher gewesen und hätte nicht gewusst, wie ich mich hätte verhalten sollen. Wann fährt man los ins Krankenhaus? Was machen die da mit einem? Wird man wieder heim geschickt und darf dann nochmal und nochmal kommen? Genau solche Fragen beantwortete sie auch damit. Kommt man zu früh ist es tatsächlich so, dass man nochmal gehen kann. Natürlich kann man auch bleiben, wird dann aber irgendwohin gelegt, wo gerade Platz ist. Für mich keine Option, dafür bin ich zu ungern an fremden Orten, vor allem in einer solchen Situation. Ob ich es dann hinbekommen werde ruhig zu bleiben weiß ich nicht, ich wünsche es mir aber. Fest vornehmen kann ich es mir nicht, sowas funktioniert nicht.