Sonntag, 19. November 2017
1354 - Geldsorgen
Ich hatte mir immer vorgenommen nicht wie meine Mutter zu werden, die sich ständig Sorgen ums Geld gemacht hat und uns Kindern immer wieder gesagt hat, dass wir ja nix hätten. Das stimmt so nicht, meine Mutter hat über die Jahre einen Haufen Geld angespart. Aber in ihrem Kopf war es immer zu wenig, denn andere haben sich immer viel mehr geleistet als wir. Die haben aber immer am Limit gelebt und hatten nicht noch ein dickes finanzielles Polster.

Jetzt ist es aber so, dass ich doch sehr geprägt bin und auch immer Angst habe nicht genug zu haben. Und Herr Baehr kennt von daheim das genaue Gegenteil, denn sein Vater hat gut verdient und alles ausgegeben. Dort hat man nie überlegt, ob man sich was leisten kann oder nicht. Immer nach dem Motto: Was kostet die Welt. Und so prallen hier daheim zwei Welten aufeinander. Besonders bitter stößt mir dabei auf, dass ich der Hauptverdiener bin und mich krumm schufte um das ganze Leben zu finanzieren.

Und genau das krumm schuften möchte ich nicht mehr machen, denn mir geht es sehr schlecht damit. Ich würde mal behaupten, ich stehe kurz vor einem Burn-Out und davon hat ja dann wirklich keiner mehr was. Jetzt sind da aber Dinge, die bezahlt werden wollen, so wie das Haus. Und der Strom, das Gas und das Wasser. Die Müllabfuhr will auch noch was. Und die Versicherungen. Und dann haben wir noch nichts gegessen und das Auto noch nicht getankt. Und der Kindergarten ist davon auch noch nicht bezahlt.

Doch wo sollen wir sparen? Das Haus verkaufen kommt überhaupt nicht in Frage. Hier fühlen wir uns wohl, das möchten wir niemals hergeben. Beim Essen könnten wir sparen und zusehen, dass wir günstiger kaufen. Da geht aber Herr Baehr auf die Barrikaden, denn er möchte jeden Tag Fleisch. Das wäre sein Hobby und das solle ich ihm nicht auch noch nehmen. Wir könnten Versicherungen kündigen oder runterschrauben. Aber ist das so klug? Wir könnten versuchen weniger Ausflüge mit dem Auto zu machen. Aber wie weit sollen wir uns noch einschränken?

Es ist extrem schwer. Und es macht mich fertig. Es zeigt, eine längere Elternzeit nächstes Jahr ohne Elterngeld ist nicht drin. Eine Teilzeitbeschäftigung so gut wie auch nicht. Das ist traurig und macht mich fertig. Aber es geht einfach nicht anders, ich will ja nichts ändern.