In dem Buch
Die lange Zeit der vielen Abschiede beschreibt Eric Rill den Verlauf der Alzheimer-Erkrankung von Saul, einem Mann Anfang siebzig. Die Geschichte wird aus wechselnden Perspektiven erzählt, es wechselt eigentlich jedes Kapitel. So erfährt man nicht nur, wie Saul den Alzheimer erlebt, sondern auch wie seine Frau und seine beiden Kinder damit umgehen und vor allem welche Gefühle sie haben.
Es ist definitiv ein Buch, dass einen Nachdenken lässt. Vor allem, wenn man ähnliches schon erlebt hat. Die Großmutter von Herrn Baehr war dement, lange hat das keiner erkannt. Alte Leute werden manchmal etwas schrullig und sie war wohl schon immer etwas eigen in manchen Punkten. Als sie aber anfing die Wohnung mit dem Gasbackofen zu heizen, war klar, dass etwas nicht stimmte. Für Herrn Baehr und seine Familie war es damals nicht leicht mit der Großmutter umzugehen, da sie sehr lange versucht hat ihre Erkrankung zu verstecken.
So ist es auch in dem Buch, Saul versucht sehr lange zu verbergen, dass er krank ist. Er gibt vor, dass alles was er macht seine Richtigkeit hat und es nicht merkwürdig ist. Ein bisschen vergesslich wird man eben im Alter, das sei normal. Die Perspektive von Saul kennenzulernen ist interessant. Ob ein Alzheimer-Patient nun genauso empfindet, weiß ich nicht, ich kann es mir aber gut vorstellen.
Gelitten habe ich auch mit der Frau, die versucht hat so lange wie möglich für ihren Mann ein normales Leben aufrecht zu erhalten. Sie erträgt alles, sogar Schläge von ihrem Mann, an die er sich kurz danach schon nicht mehr erinnern kann. Ich habe tiefen Respekt vor Menschen, die es schaffen sich so hinten anzustellen und sich für einen anderen Menschen regelrecht opfern.