634 - Geburtsvorbereitungskurs - Teil 5
Zu Beginn fasste die Hebamme noch einmal zusammen, was sie alles beim letzten Mal gesagt hatte und erklärte dann noch, was nach der Geburt passiert. Sie erklärte uns den APGAR-Wert nach dem die Neugeborenen nach der Geburt beurteilt werden und dass man sich keine Sorgen machen sollte, falls nicht gleich von Anfang an der höchste Wert erreicht werden würde. Außerdem ermutigte sie uns noch einmal neugierig zu sein, also auch die Nabelschnur mal anzufassen und, wer das möchte und kann, die Plazenta anzuschauen. Des weiteren machte sie die Männer darauf aufmerksam, dass sie bei der Erstversorgung des Kindes durchaus mithelfen können, es vor allem anziehen können. Mal sehen, ob Herr Baehr sich das zutraut.

In einer kurzen Runde erzählten wir dann alle, wie uns der letzte Abend gefallen hatte und klärten, ob noch offene Fragen waren. Herr Baehr sagt, dass er es informativ fand, sich aber nicht sicher ist, ob er sich wirklich an alles erinnern kann. Die Hebamme spürte anscheinend seine Unsicherheit und erklärte ihm, dass das ganz normal sei und er schon intuitiv das richtige machen würde.

Anschließend ging es dann mit der Praxis los. Damit wir lockerer und auch wieder etwas wacher wurden starteten wir mit einer Klopfmassage. Zuerst klopften die Männer die Frauen ab, anschließend umgekehrt. Herr Baehr machte das ganz gut, man merkt aber, dass er noch ungelenkiger ist als ich mit meinem doch recht dicken Bauch. Grade das abstreichen vom Kopf bis zu den Füßen klappte bei ihm nicht ganz so flüssig.

Als nächstes räumten wir die Bänke von der Wand weg und setzten uns dort hin. Die Männer an die Wand angelehnt, die Frauen zwischen den Beinen der Männer. Die Hebamme führte uns durch die Übung und bat uns zuerst uns selbst und dann den Kontakt mit dem Partner wahrzunehmen. Was mir in der ersten Stunde noch so schwer gefallen war klappte hier richtig gut. Herr Baehr sagte hinterher, dass er damit doch Probleme hatte, weil er mich ja doch die ganze Zeit gespürt hatte. In dieser ersten Übung ging es um das tiefe ein- und ausatmen. Mit geschlossenen Augen atmeten wir tief durch die Nase ein und durch den geöffneten Mund wieder aus. Dabei sollten die Männer versuchen sich an die Frauen anzupassen. Das gelang Herrn Baehr auch ganz gut, auch wenn er zu Beginn ein wenig Probleme mit dem durch die Nase atmen hatte.

Mir hat diese Übung total gut getan, ich habe mich ganz darauf eingelassen und einfach mal gemacht nach was mir war. Kurz setzte zwischendrin mein Verstand ein und wollte mich daran hindern meine Hand auf die von Herrn Baehr zu legen, der wiederum seine Hand auf meinem Bauch und somit beim Baehrenkind hatte. Aber den Verstand habe ich sofort wieder in seine Schranken verwiesen und die Hand auf seine gelegt. Ein sehr inniger Moment. Herr Baehr hat zwar nicht ganz das gleiche gefühlt, vor allem die Verbindung zum Baehrenkind fehlte ihm, aber er sagte mir, dass er das Gefühl hatte, dass ich völlig entspannt war. Eine schöne Rückmeldung und etwas, dass ihm anscheinend auch sehr gut gefallen hatte.

Die nächste Übung war auch wieder eine Atemübung, zumindest für uns Frauen, denn wir saßen mit dem Rücken zu Wand und den Fußsohlen aneinandergelegt. Die Männer sollten nun auf unseren Atem achten und bei jedem ausatmen die Knie ein Stück Richtung Boden drücken und beim einatmen wieder locker lassen. Herr Baehr fand die richtige Kraft, nicht zu fest, aber auch nicht zu locker. Einige andere Männer waren da wohl etwas unsensibler und hatten zu fest gedrückt.

Herr Baehr sagte auch im Anschluss, dass er sich ganz unsicher gewesen wäre und ganz überrascht war, als ich sagte, dass es genau richtig war. Die Hebamme bekräftigte ihn aber und sagte ihm, dass er mit der Unsicherheit eigentlich ganz gut fahren würde. Denn in dem Moment, wo man sich fragt, ob es so in Ordnung ist und dem anderen angenehm, beschäftigt man sich mit ihm und versucht ihn zu lesen.

Zum Schluss versuchten wir die verschiedenen Phasen der Geburt durchzuleben. Beginnend mit den ersten Wehen im liegen, aneinandergekuschelt. Hierbei sollte die Frau ein Kissen zwischen die Beine legen, damit Knie und Hüfte auf einer Linie sind. Zum Schlafen mache ich das mittlerweile auch mit dem Stillkissen, dort im Kurs war mir das Kissen aber zu hoch und ich bekam dadurch gleich Schmerzen an meinen verflixten Bandscheiben. So hatte ich wenigstens einen Schmerz, den ich mir als Wehe vorstellen konnte.

Die nächste Position war dann auf allen vieren, für Herrn Baehr wohl etwas schwierig, weil er einfach nur daneben saß. In einem dritten Schritt ging es darum sich aufzurichten. Viele Frauen nahmen einen Gymnastikball oder die Bank zum Aufstützen, ich wählte Herrn Baehr. So wenig wie ich Körperkontak mag, so viel weiß ich schon jetzt werde ich ihn in diesem Moment brauchen. Es fühlte sich einfach richtig an, sich an ihm abzustützen und seine Nähe zu spüren. Schwieriger fiel mir das nur in der nächsten Position, im Stehen. Denn da sollten wir uns an den Hals des Partners hängen. Das kann ich nicht, nicht weil mir das Vertrauen fehlt, viel mehr weil ich Angst habe, dass es ganz plötzlich einen schlimmen Schmerz im Rücken auslöst.

Als letztes testeten wir noch eine hockende Position, die ich gar nicht so schlecht fand. Mal schauen wie das dann während der Geburt ist. Den Geburtshocker dagegen fand ich dann so mittelmäßig, da war ich mir nicht sicher, ob das mein Ding ist.

Alles in allem zwei sehr gute Stunden, die ich sehr intensiv erlebt habe. Ich freue mich, dass es mir gelingt mich darauf einzulassen und mal nicht nur Kopfmensch zu sein.